Kulamba - das Fest der Chewa

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Die Chewa wanderten im 16. Jahrhundert aus dem Kongo nach Zambia und weiter nach Malawi und Moçambique ein. Sie werden angeführt von einem König, der über das gesamte, sich über mehrere Nationen erstreckende Volk herrscht. Zu seinen Ehren kommen einmal im Jahr alle Chiefs - die regionalen Führer des Volkes - zusammen und bringen ihm Geschenke dar. Dieses Ereignis wird als riesiges Fest gefeiert, zu dem alle Chewa der Gegend - und wer es sich leisten kann auch von weiter weg - kommen um zu feiern: wir schätzen etwa sieben tausend Besucher in bester Feierstimmung!
Frühmorgens machen wir uns zu Fuß auf den Weg und springen an der nächst größeren Kreuzung auf einen Pick-Up auf, der uns mit zum Festplatz nimmt.
Schon Stunden vor der Zeremonie versucht sich jeder in dem extra errichteten "Freiluft-Festsaal" den besten Platz zu sichern. Zu unserem Glück kam kurz nach uns der Malawische Vizepräsident per Hubschrauber angereist: Tausende strömten zum Landeplatz um den hohen Besucher mitsamt seinem Transportmittel zu sehen. In der Zwischenzeit wurden wir in die erste Reihe der Zuschauer gebeten. Weiße Gäste sind auch hier eher selten gesehen.
Um 11 Uhr geht's nun los: Der König geht - geleitet von zehn "Leibwächtern" und vielen tanzenden Frauen eine Runde durch die Fest-Arena, bevor er sich feierlich auf dem mit Stoßzähnen von Elefanten, Löwen- und Leopardenfellen geschmückten Thron niederlässt . Nun folgen einige Reden, vor allem der Regierungen der drei Staaten, in denen der König geehrt und gelobt wird. Es ist deutlich zu erkennen, wie wichtig der König ist und wie die Regierungen um ein gutes Verhältnis zu ihm bemüht sind. Im Anschluss daran werden die Geschenke überreicht: Wie bei uns an Weihnachten - hübsch eingepackte mit Rüschen verzierte Päckchen werden zum Thron getragen . Nur die lebendige Ziege eines Chiefs ist nicht verpackt ...
Mit etwas Verspätung - die Reden waren länger als geplant - beginnt nun das Spektakel, auf das die Menge wartet: Die insgesamt etwa 20 als beste ausgewählten Gruppen geben ihre Tänze zum besten. Diese Tänze sind sehr unterschiedlich und dienen - wie uns ein Zuschauer erklärt - zur Weitergabe der Tradition und zum Lehren der Jugend: Tapferkeit, Mut, Tugenden und Sitten werden in Ihnen dargestellt.
Manche der Tänze werden von Frauen präsentiert: Singend und Pfeifend werden Geschichten erzählt, manchmal von einigen fast nackten, bunt geschmückten Mädchen wie in Trance untermalt. Die aufregenderen Tänze jedoch sind die der "Nyau", aus frühen Zeiten noch bestehende Geheimbünde. Ihre Tänzer sind eingehüllt in wilde Gewänder und unter bizarren Masken versteckt.

Die Identität der Tänzer wird strickt geheimgehalten und auch die Tänze und Übungsplätze werden niemals preisgegeben. Die Tänzer springen zu wildem Getrommel und Gerassel über den Platz und vollführen Kunststücke. So manches Kind flieht erschrocken vor dem wilden Anblick.
Nach vier Stunden wildem Getobe und Getanze, Masken und Verkleidungen - auch zwei Stelzengänger zeigten ihre Kunst - beendet der König die Veranstaltung und zieht sich in seinen Palast zurück. Ein paar Tänzer , die wegen der Verspätung noch nicht auftreten durften, geben noch ihre Kunst zum Besten und die Menge drängt sich nun ungeordnet in großen Trauben um sie.
Langsam verebbt aber auch hier die Stimmung. Wir schlendern noch durch die Jahrmarkt-ähnlichen Stände und suchen dann wie alle anderen einen Transport für die zehn Kilometer zurück zu unserem Resthouse. Schließlich finden wir einen Lastwagen der in unsere Richtung fährt und quetschen uns zwischen die 60 Mitfahrer. Kaum nachdem die Fahrt losgeht, starten auch wilde Diskussionen, da die meisten Mitfahrer nicht den üblichen Fahrtpreis zahlen wollen. Kommentar des Geldeintreibers zu uns: "I like the whites, whites are not difficult!"